Kaffee ist ein komplexes Getränk mit einer Vielzahl von Aromen – von süß und nussig bis hin zu fruchtig und würzig. Ein entscheidender Faktor für den Geschmack ist die Säure im Kaffee. Sie ist oft missverstanden, da viele den Begriff „sauer“ mit einem unangenehmen Geschmack verbinden. Tatsächlich ist eine ausgewogene Säure jedoch ein wesentlicher Bestandteil von hochwertigem Kaffee, der ihm Frische und Lebendigkeit verleiht. In diesem Beitrag erklären wir, welche Säuren es gibt, wie sie entstehen, ob sie gut oder schlecht sind und wie Röstung sowie Zubereitung den Säuregehalt beeinflussen.
Was ist Säure im Kaffee?
Säure im Kaffee beschreibt die hellen, lebhaften und oft fruchtigen Geschmacksnoten, die dem Kaffee Frische und Komplexität verleihen. Sie ist ein natürlicher Bestandteil der Kaffeebohne und trägt maßgeblich zum Aromaprofil bei. Diese Säuren sind nicht mit der unangenehmen Säure von verdorbenen Lebensmitteln zu verwechseln, sondern ähneln eher den erfrischenden Noten von Zitrusfrüchten, Beeren oder grünem Apfel.
Welche Säuren gibt es im Kaffee?
In Kaffee finden sich verschiedene organische Säuren, die den Geschmack beeinflussen:
· Chlorogensäure: Die häufigste Säure in rohen Kaffeebohnen. Sie wird beim Rösten abgebaut und ist verantwortlich für die leichte Bitterkeit, die in dunkleren Röstungen vorkommt. Chlorogensäuren sind auch antioxidativ wirksam und können die Zellgesundheit fördern.
· Zitronensäure: Verleiht frische, zitrusartige Noten, ähnlich wie bei Zitronen oder Orangen. Sie ist in Arabica-Bohnen stärker ausgeprägt und sorgt für eine lebendige Säurestruktur, die den Kaffee besonders frisch schmecken lässt.
· Apfelsäure: Sorgt für einen knackigen, fruchtigen Geschmack wie grüne Äpfel. Diese Säure verleiht Kaffee einen saftigen, frischen Charakter und wird oft mit Kaffees aus äthiopischen Anbaugebieten in Verbindung gebracht.
· Milchsäure: Gibt dem Kaffee eine weiche, cremige Textur und ist weniger scharf im Vergleich zu anderen Säuren. Sie entsteht häufig bei fermentierten Kaffees und sorgt für ein samtiges Mundgefühl.
· Phosphorsäure: Betont süßliche Noten und sorgt für eine angenehme Balance im Geschmack. Sie ist weniger dominant, aber entscheidend für die Tiefe des Aromaprofils und findet sich oft in kenianischen Kaffees.
Wie entsteht Säure im Kaffee?
Die Säuren im Kaffee entstehen auf verschiedenen Ebenen:
· Anbau: Die Bodenbeschaffenheit, das Klima, die Höhe des Anbaugebiets und die Kaffeepflanzenart beeinflussen den Säuregehalt. Kaffees aus höheren Lagen weisen oft eine ausgeprägtere Säure auf, da kühlere Temperaturen das langsame Reifen der Bohnen fördern.

· Verarbeitung: Die Art, wie die Bohnen nach der Ernte behandelt werden, hat großen Einfluss. Gewaschene Kaffees behalten mehr von ihrer natürlichen Säure, während naturbelassene (dry-processed) Kaffees oft süßer und weniger sauer schmecken, da sie länger in Kontakt mit dem Fruchtfleisch bleiben.
· Fermentation: Während des Fermentationsprozesses nach der Ernte entstehen zusätzliche Säuren, die den Geschmack weiter beeinflussen. Eine kontrollierte Fermentation kann die Säure betonen und komplexere Aromen hervorrufen.
· Röstung: Während des Röstens werden Säuren abgebaut oder umgewandelt. Helle Röstungen bewahren mehr Säuren, während dunkle Röstungen diese reduzieren und durch Bitterstoffe ersetzen.
Ist Säure im Kaffee gut oder schlecht?
Grundsätzlich ist Säure im Kaffee etwas Gutes, da sie dem Getränk Frische und Lebendigkeit verleiht. Eine ausgewogene Säure sorgt für ein komplexes und interessantes Geschmacksprofil. Sie kann den Geschmack von Kaffee „hell“ und lebendig erscheinen lassen, was besonders in hochwertigen Arabica-Kaffees geschätzt wird.
· Gut: Fruchtige, helle Noten, die den Kaffee lebendig machen und Aromen von Zitrusfrüchten, Beeren oder Äpfeln hervorheben. Sie verleihen dem Kaffee eine erfrischende Dimension und betonen die Herkunftscharakteristik des Kaffees.
· Schlecht: Wenn der Kaffee zu sauer schmeckt, kann das auf eine unausgewogene Röstung, minderwertige Bohnen oder eine falsche Zubereitung hindeuten. Zu viel Säure kann scharf oder beißend wirken, was oft als unangenehm empfunden wird. Auch eine Überextraktion kann zu einer unharmonischen Säure führen.
Säure und Röstgrad: Wie beeinflusst die Röstung die Säure?
Der Röstgrad hat einen erheblichen Einfluss auf den Säuregehalt:
Heller Röstgrad
· Mehr Säure: Helle Röstungen bewahren mehr natürliche Säuren und betonen fruchtige, zitrusartige Noten. Diese Röstung bringt die Herkunft und die Besonderheiten des Kaffees am besten zur Geltung.
· Typisch für: Spezialitätenkaffee, Pour Over-Methoden und Filterkaffee, bei denen Klarheit und Komplexität geschätzt werden. Helle Röstungen eignen sich besonders für Kaffees aus Äthiopien, Kenia und Kolumbien.
Mittlerer Röstgrad
· Ausgewogene Säure: Hier findet man ein Gleichgewicht zwischen Säure, Süße und Bitterkeit. Mittlere Röstungen sind vielseitig und betonen sowohl die Säure als auch die karamellisierten Zucker der Bohne.
· Typisch für: Handfilter, Aeropress und vielseitige Zubereitungsmethoden. Sie bieten ein harmonisches Geschmacksprofil und eignen sich für verschiedene Kaffeesorten.
Dunkler Röstgrad
· Weniger Säure: Dunkle Röstungen bauen Säuren ab, was zu einem bittereren, schokoladigen oder rauchigen Geschmack führt. Die Säure wird oft von Röstaromen überdeckt.
· Typisch für: Espresso und traditionelle Kaffeemischungen, die ein kräftiges Aroma und weniger Fruchtigkeit bevorzugen. Dunkle Röstungen sind beliebt in südeuropäischen Ländern.
Säure in der Zubereitung von Kaffee
Nicht nur die Röstung, sondern auch die Zubereitung beeinflusst den Säuregehalt im Kaffee.
Wo ist Säure in der Zubereitung gut?
· Pour Over & Chemex: Betonen die Klarheit der Aromen und die fruchtige Säure. Die langsame Extraktion hebt die komplexen Säuren hervor und sorgt für ein sauberes Geschmacksprofil.
· Cold Brew: Reduziert die Säure und sorgt für ein sanftes, mildes Geschmacksprofil. Dennoch bleibt eine angenehme, ausgewogene Säure erhalten, die oft als erfrischend empfunden wird.
· French Press: Durch die längere Kontaktzeit mit dem Wasser werden sowohl Säuren als auch Öle extrahiert, was zu einem vollmundigen Geschmack führt. Die Säure wird hier weicher wahrgenommen.
Wo ist Säure weniger erwünscht?
· Espresso: Zu viel Säure kann scharf und unangenehm schmecken. Hier ist ein ausgewogenes Verhältnis von Bitterkeit und Säure wichtig. Eine zu kurze Extraktionszeit kann zu einem unausgewogenen, sauren Espresso führen.
· Mokka-Kocher: Hohe Temperaturen können die Säure unangenehm betonen, was zu einem scharfen Geschmack führt. Eine feine Abstimmung des Mahlgrads und der Hitze kann helfen, die Säure zu kontrollieren.

Gibt es auch Säuren, die nicht gut sind?
Ja, es gibt auch unerwünschte Säuren im Kaffee, die den Geschmack negativ beeinflussen können:
· Schimmelbedingte Säuren: Entstehen durch schlechte Lagerung oder Verarbeitung und können zu unangenehmen, faulen Geschmacksnoten führen. Solche Defekte sind ein Zeichen für minderwertige Bohnen oder schlechte Lagerbedingungen. Diese Säuren können sogar gesundheitsschädlich sein.
· Essigsäure in hohen Konzentrationen: Kann einen scharfen, stechenden Geschmack verursachen, der den Kaffeegenuss mindert. Ein Hauch von Essigsäure kann jedoch in fermentierten Kaffees erwünscht sein, wenn er zur Komplexität beiträgt.
· Buttersäure: Verursacht einen ranzigen, unangenehmen Geschmack und ist oft ein Zeichen von mikrobieller Kontamination. Sie tritt auf, wenn Kaffees unsachgemäß fermentiert oder gelagert werden.
Fazit: Säure im Kaffee – Ein Balanceakt
Die richtige Balance von Säure ist entscheidend für den Geschmack von Kaffee. Während fruchtige Säuren das Aroma bereichern und für Lebendigkeit sorgen, können unangenehme Säuren den Genuss trüben. Durch die Wahl der Bohnen, des Röstgrads und der Zubereitungsmethode kannst du den Säuregehalt optimal beeinflussen und deinen perfekten Kaffeegenuss finden.
Tipp: Experimentiere mit verschiedenen Kaffeesorten, Röstgraden und Zubereitungsmethoden, um herauszufinden, wie du den Säuregehalt in deinem Kaffee am besten kontrollierst. So wird jede Tasse zu einem neuen Geschmackserlebnis, das deine Sinne begeistert.